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Schlössli am Spisertor, Zeughausgasse 17, CH - 9000 St.Gallen
Tel. +41 (0)71 222 12 56 / Fax +41 (0)71 222 12 06
Ambros Wirth

http://www.schloessli-sg.ch/


Seit der Renovation (vom Januar bis Mai 2005) wird das Schlössli vom neuen Pächter, Ambros Wirth, dem langjährigen Wirt der Henessenmühle in Gossau SG und Vizepräsident von Gastro St.Gallen, geführt.


Die GASTSTUBEN ZUM SCHLÖSSLI

Das in den Jahren 1586 bis 1590 erbaute, historische Zollikofersche Schlössli am Spisertor ist ein gesellschaftlicher Mittelpunkt der Stadt St.Gallen. Durch seine bevorzugte Lage, inmitten kultureller und wissenschaftlicher Begegnung, gilt es als Stätte der Geselligkeit und Freundschaft. Die vielseitige Ambiance dieses Hauses, verbunden mit einer erstklassigen Küche und einem gepflegten Weinkeller, geben jedem Anlass eine festliche Note. Beste Beratung und ein aufmerksamer Service sind unser Angebot für gelungene Hochzeits-, Familien-, Firmen-, Vereins- und Geschäftsessen.

Die Kräfte, die zusammenwirkten, um die 1969 abgeschlossene Restauration in die Wege zu leiten und die beträchtlichen finanziellen Mittel aufzubringen, können befriedigt auf das Geschaffene zurückblicken. Sie dürfen das wohl, haben doch die Baukommission der Gesellschaft Schlössli - als Trägerin des Hauses -, die Denkmalpfleger Dr. h.c. Knoepfli und W. Fietz, die Architekten H. Voser und W. Hofner, die Restauratoren K. Haaga und P. Pfister, Kunstmaler Walter Burger und Schlossermeister Hasler zusammengewirkt. Als Leitspruch diente ihnen der Vorsatz der alten Handwerker: «Weisheit leite den Bau, Stärke führe ihn aus, und Schönheit ziere ihn». Weiter zu nennen sind die Freimaurerloge Concordia, die Burgergesellschaft St.Gallen, die Loge Humanitas sowie der umsichtige Gastwirt Hans Santschi, der zu dieser Zeit für die kulinarischen Genüsse besorgt war. Die Gastgeberfamilie Heeb führt heute seine Tradition fort.

Das Treppenhaus führt um die tragende Säule ins erste Obergeschoss. Wo in den Nischen zu Cornelius Zollikofers Zeiten die Talglichter brannten, spenden zeitgemässe Leuchten ihr Licht.
Im ersten Obergeschoss sind im Stile einer Zunftstube die drei Gasträume durch Nischen und Erker unterteilt untergebracht. Das Gemach gegen die Spisergasse ist als Tagesrestaurant eingerichtet. 70 Gäste können untergebracht werden, und im Keller liegen für diese 180 Sorten Wein bereit.
Im zweiten Stockwerk liegt als Prunkstück das Zollikofer-Zimmer mit seinen schönen Wand- und Fussplatten (12-24 Gäste). Das blaue Zimmer ist im Rokokostil gehalten (bis zu 36 Gäste).
Im dritten Stock ist der Festraum. Er ist stilecht restauriert und zeigt den Lebensstil der früheren Stadtjunker. Die Burgergesellschaft hat vor dem Festsaal ihr Sitzungslokal mit all den Wappen der Geschlechter (zusammen bis zu 140 Gäste).
Der vierte Stock ist zum Refugium der Freundschaft geworden. Hier treffen sich die Logen Concordia und Humanitas.

Der STEIN DER FREIHEIT

Dieser Stein der Freiheit befindet sich auf der Ostseite beim Haupteingang zum Schlössli (auf dem Photo unter dem rechten Erkertürmchen).

Im Mittelalter noch kämpfte die Kirche für die Unterdrückung der Blutrache und damit gegen die landesübliche Selbsthilfe. Das Benediktinerstift St.Gallen tat das gleiche und setzte vier Freiheitssteine. Wer asylfähig war, konnte sich in diese Freistätte flüchten und durfte nicht gewaltsam weggenommen und mit Todes- oder Leibesstrafen belegt werden. An der Asylstätte durfte er weder bewacht noch durch Aushungern zur Aufgabe des Asyls gezwungen werden.

Die Benutzung der klösterlichen «Freiheit» führte zwischen Stadt und Kloster immer wieder zu Schwierigkeiten.

Im Jahre 1487 erteilte Kaiser Friedrich III. der Stadt St.Gallen die Freiheit, Personen, die sich der Verfälschung von Leinwandzeichen und -insiegeln oder sonstiger Fälschung (Betrug) bei Färben und Weben schuldig machten und in die Klosterfreiheit fliehen würden, aus derselben festzunehmen und sie nach Reichsrecht abzustrafen. Gegen dieses weitgehende Privileg setzte sich jedoch Abt Ulrich zur Wehr und betrieb die Kraftloserklärung desselben, was ihm auch gelang.

Im «Wiler Vertrag» von 1566 wurde vereinbart, die «Schiedmauer» zwischen dem Stiftsbezirk und der Stadt zu errichten; Hauptgrund war das Bedürfnis der Stadt nach militärischer Sicherheit, da der Abt in die bisher gemeinsame Stadtmauer ein Tor (das spätere Karlstor) brechen wollte, um vom Stiftsbezirk direkt in das äbtische Umland gelangen zu können (d.h. ohne die reformierte Stadt durchqueren zu müssen). Am 11. Okt. 1567 wurde die Schiedmauer fertiggestellt - wenige Tage später vom Abt das Karlstor geöffnet. Durch die Schiedmauer wurde der Stiftseinfang als bisheriger Asylbereich von der Stadt abgetrennt; der Wiler Vertrag sah deswegen vor, dass die Stadt einen eigenen Asylbereich einrichten dürfe. Im Jahre 1587 bestätigte Kaiser Rudolf II. das eigene Asylrecht der Stadt - oder eben die Freiheit. Der Asylbereich wurde ebenfalls durch 4 Steintafeln gekennzeichnet - am Haus «Zur Hofstatt», am Turm der St.Laurenzen-Kirche und dem Haus «Hinterm Turm», der jetzigen Frauenarbeitsschule; der vierte Stein wurde an dem gerade im Bau befindlichen, jetzigen Schlössli angebracht - er (bzw. eine Kopie) ist als einziger «Stein der Freiheit» heute noch am Originalstandort erhalten.

SCHLÖSSLI AM SPISERTOR
1586-90
ERBAUT DURCH JUNKER
LAURENZ ZOLLIKOFER-ZILI
1968-69
RESTAURIERT UND UNTER
BUNDESSCHUTZ GESTELLT

Diese Tafel ist beim Eingang vor der handgeschmiedeten Tür angebracht. Das Schlössli zählte zur sogenannten «Hofstatt». Im Jahre 1492 gelangte das Anwesen durch Heirat und Kauf an Junker Ludwig Zollikofer. In den Jahren 1586-1590 liess es Laurenz Zollikofer-Zili neu erbauen. Seine Mutter war Vadians einzige Tochter, Dorothea von Watt; sein Vater war der Junker Laurenz Zollikofer. Als Vorbild für das Schlössli an der Spisergasse diente ihm das Stammschloss der Zollikofer von Altenklingen ob Märstetten. Mit den beiden Türmen als Kennzeichen des Wehrbaues bekam das St.Galler Bürgerhaus eine neue Note. Das Schlössli bleibt aber ein in die Stadt verpflanztes Altenklingen. An den Ecken des kräftigen Viereckbaues sitzen die schlanken, runden Ecktürme, die erst über dem Erdgeschoss ansetzen. Die Bauzeit betrug vier Jahre, bis die zahlreichen Einsprachen des Nachbarn erledigt waren.

Das Schlössli wurde zur Zierde der Stadt St.Gallen und erfreute die Nachfahren des Laurenz Zollikofer über 150 Jahre. Dann ging es in den Besitz anderer angesehener St.Galler Familien über. Im Jahre 1904 wurde es schlecht restauriert, und das Schlössli war keineswegs mehr der stolze Zeuge der alten Stadt St.Gallen. Im Jahre 1969 wurde das Schlössli nach eineinhalb Jahren Bauzeit wieder im alten Glanz hergerichtet. Diesmal war es die Gesellschaft Schlössli, die ihre Initiative mit privater Gönnerschaft und finanzieller Mithilfe der Öffentlichkeit zu vereinigen wusste. Das Haus mit seinen gepflegten Gaststuben ist zu einem Ort besten sanktgallischen fröhlichen und geselligen Lebens geworden. Im Treppenaufgang zu den Gaststuben ist folgender Text zu lesen.

IN DIESEM HAUSE, BEI DEM DAMALIGEN
BESITZER CORNELIUS ZOLLIKOFER
NÄCHTIGTE AM 7. APRIL 1635 AUF DEM
MARSCHE AUS DEM ELSASS NACH GRAUBÜNDEN
HERZOG HENRI DE ROHAN
1579-1638
BEFREIER DES VELTLINS VON DEN
SPANIERN UND ÖSTERREICHERN
BERÜHMTER HUGENOTTENFÜHRER
IN DEN RELIGIONSKRIEGEN
MEISTER DES GEBIRGSKRIEGES

Im Frühjahr 1635 stand der Herzog Henri de Rohan mit 12000 Pikenieren und Musketieren sowie mit 1500 Reitern am Rhein im Elsass und in Lothringen. Anfang März 1635 befahl Richelieu dem Herzog Rohan, so schnell wie möglich mit 6000 Mann und 600 Pferden über den Rhein zu setzen und den Bünden zu Hilfe zu kommen.

Der Durchzug durch die eidgenössischen Lande war nicht selbstverständlich. Die katholischen Kantone hatten ihre Sympathien bei spanisch Habsburg, die Reformierten dagegen schworen auf die Bündner und die Franzosen.

Herzog Rohan blieb kein anderer Weg, er musste durch das Gebiet der Eidgenossen. Er vermied die katholischen Landschaften. Doch bei Wil stand er an der Grenze des fürstäbtischen Gebietes. Die Zürcher empfahlen den «Herren Prälaten von St.Gallen», beide Augen zuzudrücken, da am Bodensee «Kaiserliches Volk liege». Und wenn sie den Durchgang sperren würden, könnten gerade dadurch Unannehmlichkeiten entstehen. Darüber hinaus verlangten die Zürcher von Prälat und Stadt, ihre Kundschaften auszuschicken, um zu erspähen, was dies- und jenseits des Rheins und des Bodensees vor sich gehe und dies «by tag und nacht zu berichten».

Der Durchzug der Truppen Herzog Rohans durch St.Gallen kam den Ratsherren der Stadt wie auch dem Fürstabt gleich ungelegen. Aber sie konnten den Lauf der Dinge nicht aufhalten.

Am 7. April 1635 wurden Herzog Rohan und seine Soldaten mit grossem Jubel empfangen. Vor dem Brühltor standen vier grosse Zelte und mehrere hölzerne Unterkünfte für die Truppe. Die Offiziere logierte der Rat in den Gast- und Zunfthäusern. Herzog Heinrich von Rohan war Gast bei Junker Cornelius Zollikofer zum Schlössli.

Literatur

EHRENZELLER, ERNST : Geschichte der Stadt St.Gallen. St.Gallen, VGS Verlagsgemeinschaft, 1988.

MOSER-NEF, CARL : Die Freie Reichsstadt und Republik St.Gallen. Geschichte ihrer Verfassung und staatsrechtlichen Entwicklung. Bd. 1-7. Zürich, Orell Füssli, 1931-1955.

POESCHEL, ERWIN :Die Kunstdenkmäler des Kantons St.Gallen. Bd. 2: Die Stadt St.Gallen. Basel, Birkhäuser, 1957.

SCHIRMER, CURT : Herzog Heinrich von Rohan in St.Gallen. Eine Episode aus dem Dreissigjährigen Krieg. Separatdruck aus «Gallusstadt 1973». St.Gallen, Zollikofer & Co. AG, 1972.

THÜRER, GEORG : St.Galler Geschichte. Kultur, Staatsleben und Wirtschaft in Kanton und Stadt St.Gallen von der Urzeit bis zur Gegenwart. St.Gallen, Tschudy, 1953-1971.

Links

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